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Über EW Wanfried

Wasserkraft: Ursprung der Energieversorgung in Wanfried

Das E-Werk Wanfried ist ein örtliches Stromversorgungsunternehmen mit den Kernbereichen Netz, Vertrieb, Stromerzeugung und Energiedienstleistungen. Das Unternehmen befindet sich in der 5. Generation im Eigentum der Familie von Scharfenberg.

Der Ursprung des E-Werkes liegt in der Wasserkraft: bereits im Mittelalter nutzte man die natürliche Energie der Werra zum Betrieb einer Getreidemühle, die sich an der Stelle des heutigen E-Werkes befand. Im Jahre 1888 beteiligte sich Karl Xaver von Scharfenberg an der Mühle und übernahm sie kurze Zeit später. Die Mühle wurde in den folgenden Jahren restauriert und technisch erneuert. Bis zum Jahre 1909 wurden alle drei Wasserräder der Mühle durch Turbinen ersetzt.

Da die Stromproduktion durch den Einsatz der Turbinen den Bedarf der Mühle an Elektrizität bei weitem übertraf, war "Vertriebsarbeit" gefragt: der Strom musste verkauft werden. Die Wanfrieder Bürger standen der neuen Energieform jedoch anfangs skeptisch gegenüber. Die Werra-Mühle erklärte sich daher bereit, unentgeltlich eine Leitung in einzelne Haushalte zu verlegen und den Haushalten ein Jahr Strom kostenlos zu liefern. Diese "Verkaufsförderungsmaßnahme" führte zum Erfolg. Im Jahre 1900 ging man daran, das Ortsnetz in Wanfried aufzubauen, seit 1901 versorgen die Werra-Mühlen (Rechtsvorgänger des E-Werkes) die Bürger von Wanfried mit Strom und waren damit eine der ersten öffentlichen Stromversorger im Kreis Eschwege.

Bald zeigten auch die Nachbarorte Interesse an der Versorgung mit Strom. 1902 wurde die Überlandleitung nach Treffurt errichtet und das dortige Netz ausgebaut, in den Jahren 1916 und 1917 kamen die Gemeinden Altenburschla, Völkershausen und Heldra hinzu. Aufgrund des gewachsenen Strombedarfs wurde im Jahre 1912 in Falken ein zweites Wasserkraftwerk an der Werra errichtet und 1913 in Betrieb genommen.

So erhielt die Werra-Mühle in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts mit der Stromversorgung ein neues zusätzliches Tätigkeitsfeld. Der eigentliche Aufschwung im Stromgeschäft erfolgte im Ersten Weltkrieg aufgrund der kriegsbedingten Ölknappheit. Die Stromerzeugung aus den Wasserkraftwerken reichte nun nicht mehr aus. Das E-Werk Wanfried bezog daher zusätzlichen Strom von den Überlandwerken in Mühlhausen. Im Jahre 1931 wurde die Gemeinde Großburschla in das Versorgungsgebiet integriert. Vor Ausbruch des zweiten Weltkrieges umfasste das Versorgungsgebiet somit die 7 Gemeinden Wanfried, Völkerhausen, Altenburschla und Heldra (Hessen) sowie Treffurt, Falken und Großburschla (Thüringen).

Die Teilung Deutschlands - die Teilung des Versorgungsgebiets

Die Teilung Deutschlands nach dem Krieg brachte auch für das E-Werk Wanfried einen bedeutenden Einschnitt. 1947 wurden die Netze und Anlagen im thüringischen Versorgungsgebiet enteignet, ebenfalls das Wasserkraftwerk in Falken. Glück im Unglück: Trotz der Enteignungen durch die russische Besatzungsmacht und trotz des sogenannten "Kalten Krieges" entwickelten sich gut nachbarschaftliche Beziehungen zwischen dem damaligen Energiekombinat in Erfurt und dem E-Werk Wanfried. Das Energiekombinat lieferte den Strom anfangs über die bereits bestehenden Leitungen, später über zwei 30.000 Volt-Leitungen, die in den Jahren 1969 und 1980 errichtet wurden. So blieb das Energiekombinat in Erfurt während der gesamten DDR-Epoche Vorlieferant des E-Werkes Wanfried, Vertragspartner war das Außenhandelsministerium der DDR in Ostberlin.

"Aufbau Ost"

Die "Wende" im Jahre 1989, verbunden mit der anschließenden Wiedervereinigung, brachte für  das E-Werk die unerwartete Möglichkeit zur Erweiterung des Versorgungsgebietes. Wir werten es als Zeichen großen Vertrauens, dass uns die ehemaligen Konzessionsgemeinden Treffurt,  Falken, Großburschla sowie zusätzlich die Gemeinde Schnellmannshausen in den Jahren 1991/1992 einstimmig  den Zuschlag für die Vergabe der Stromnetzkonzessionen erteilt haben. 

Die Übernahme der Stromversorgung in den vier Thüringer Gemeinden hatte eine Verdoppelung des Versorgungsgebietes des E-Werkes zur Folge. Es galt nun, zusätzlich 2.600 Thüringer Haushalte zu versorgen, eine Steigerung um über 100 %. Das Versorgungsgebiet vergrößerte sich um 50 auf insgesamt 95 km2. Die Aufgaben der nächsten Jahre waren damit vorgezeichnet. Die Netze und technischen Anlagen mussten erneuert und auf einen zeitgemäßen Standard gebracht werden. Bereits im ersten Jahr der Übernahme wurden 5 Mio. DM in die z.T. veralteten Netze investiert. Zur Absicherung der Versorgung wurden zwei voneinander unabhängige Mittelspannungskabelsysteme mit einer Gesamtlänge von 21,15 km von Wanfried nach Treffurt verlegt. Insgesamt wurden 37 km Mittelspannungskabel im Thüringer Versorgungsgebiet verlegt und 22 neue Trafostationen errichtet. Die notwendigen Arbeiten sind noch nicht gänzlich abgeschlossen. Dennoch ist es gelungen, im ersten Jahrzehnt nach der Wende die technischen Voraussetzungen für eine sichere Versorgung der thüringischen Gemeinden zu schaffen.

Die HKT Heizkraftwerk GmbH: Der Einstieg in die Wärmeversorgung

Im Zuge der Wiedervereinigung übernahm die eigens zu diesem Zweck gegründete Tochtergesellschaft HKT Heizkraftwerk GmbH im Jahre 1992 ein Heizwerk in Treffurt. Dieses Heizwerk stammte aus dem Jahre 1973 und versorgte nach der Wende vier Industriebetriebe und zwei kommunale Gebäude mit Nutzwärme. Der HKT oblag die Betriebsführung. Die BVT Heizkraftwerk Treffurt GmbH & Co. KG, eine Projektgesellschaft der BVT-Unternehmensgruppe aus München, übernahm die Finanzierung und war in den Anfangsjahren Eigentümer und Betreiber des Blockheizkraftwerkes. Das ehemals mit Braunkohle betriebene Heizwerk wurde modernisiert und auf Kraft-Wärme-Kopplung umgestellt. Die HKT übernahm die Anlage samt Wärmenetz im Jahre 1998 von der Projektgesellschaft. Die KWK-Anlage lieferte damals im Durchschnitt 4 Mio. kWh Strom bei einer installierten elektrischen Leistung von 1,6 MW, die Wärmeerzeugung lag bei ca. 10 Megawattstunden im Jahr. Trotz anfänglicher technischer Schwierigkeiten der Modulanlage leistete das Blockheizkraftwerk einen nennenswerten Beitrag zur Eigenstromerzeugung des E-Werkes. Die Anlage wurde im Jahre 2006 auf die Firma Urpower GmbH aus Münster im Wege eines Erbbaurechts übertragen. Diese übernahm die Umrüstung des konventionellen Kraftwerks auf den Betrieb mit Pflanzenöl. Die HKT fungierte zunächst weiterhin als Betriebsführungsgesellschaft. Durch die neue Anlage der UR POWER Bioenergie Treffurt wurde die Kapazität um über 60% von 1,6 Megawatt elektrischer Leistung auf 2,6 Megawatt erhöht. Auch Teile der 7,5 km langen Fernwärmeleitung wurden erneuert.

Da der Palmölpreis in den darauffolgenden Jahren erheblich anstieg, verkaufte die Firma Urpower das Erbbaurecht an der Anlage im Jahre 2010 an die Firma Urbana GmbH in Hamburg. Die Urbana ist im Bereich der Messdienstleistungen größerer Immobilien tätig. Sie stellte die Wärmegewinnung auf Holzhackschnitzel um und erhält die Wärme-Grundlast durch eine benachbarte Biogasanlage.   

Das E-Werk im liberalisierten Strommarkt

Im Jahre 1998 wurde der Strommarkt in Deutschland liberalisiert und mit dem neuen Energiewirtschaftsgesetz neue rechtliche Rahmenbedingungen für die Stromwirtschaft geschaffen. Nach fast hundert Jahren Stromversorgung im Monopol galt es nun, auch in Zeiten des freien Strommarktes den Bürgerinnen und Bürgern sowie dem Gewerbebetrieben der Städte Wanfried und Treffurt als orts- und kundennaher Stromversorger, Netzbetreiber und modernes Energiedienstleistungsunternehmen zur Verfügung zu stehen und Strom zu marktkonformen Preisen anzubieten. Dies ist gelungen! Das E-Werk Wanfried hat sich auch im Umfeld des liberalisierten Strommarktes behauptet. Weit über 80 % der Haushaltskunden im Versorgungsgebiet beziehen ihren Strom weiterhin vom „heimischen“ E-Werk, das auch außerhalb des angestammten Versorgungsgebietes Stromkunden gewinnen konnte.